Fundo de Pasto (Gemeinschaftsweideflächen)

Die Landfrage ist für die Menschen in der Semiariden Zone eine existentielle Frage.

Die geeigneteste Form des Landbesitzes in der Caatinga ist Fundo de Pasto, die Gemeinschaftsweidefläche. Die Erklärung ist sehr einfach. Die Haupteinnahmequelle für die Kleinbauern ist die Ziegen- und Schafzucht. Diese Tiere finden in der Caatinga eine sehr reichhaltige Naturweide. Im Gegensatz zu andere Gegenden in Brasilien benötigt eine Familie aber zwischen ca. 100 und 140 Hektar Land, um genügend Tieren eine Weidefläche zu gewährleisten. Wegen den unregelmäßigen Niederschlägen in Ort und Zeit sind riesige Weideflächen notwendig, damit die Tiere dorthin wandern, wo gerade einen gute Weide und auch Wasser ist. Fundo de Pasto ist im Bundesstaat Bahia möglich, gesetzlich geregelt und genießt noch einen besonderen Schutz. Familien, die auf diesen Gemeinschaftsweideflächen leben, haben ein sehr gutes Auskommen und verlassen ihr Land nicht. Auch die Jugendlichen sind überzeugt, dass diese Art zu wirtschaften Leben Zukunft hat.

Obwohl die Familien seit Jahrhunderten auf diesen Landflächen leben und damit entsprechend den Brasilianischen Gesetzen rechtmäßige Eigentümer sind , werden diese immer noch als öffentliche Flächen bezeichnet, denn die brasilianische Regierung hat bisher kaum Vermessung dieser Flächen durchgeführt. Daher haben diese Flächen „gesetzlich“ keine BesitzerInnen und die kleinbäuerlichen Familien leben unter der ständigen Bedrohung, von Großgrundbesitzern, Grundstückspekulanten und Großfirmen vertrieben zu werden. Diese weisen sich als offizielle Besitzer aus (mit gefälschten Dokumenten) und behaupten diese Flächen „gekauft“ zu haben.

In der Gegend um Juazeiro gibt es sehr viele Landkonflikte, bei denen die kleinbäuerlichen Familien bedroht, vertrieben und in einigen Fällen ermordet werden; denn die Großgrundbesitzer scheuen keine Mittel, um sich diese Landflächen anzueignen. Dieses Land wird dann bewässert und dient dem Anbau von Zuckerohr zur Agrospritherstellung.

Die staatlichen Stellen (auf Bundesland- und Staatsebene), verantwortlich für die Landvergabe, sind sehr schlecht ausgerüstet und werden von den Großgrundbesitzern beeinflusst und unter Druck gesetzt, damit sie die Regulierung von Landflächen nicht effektiv vorantreiben. Nur unter großem Druck, Öffentlichkeitsarbeit, Protest auf nationaler und internationaler Ebene, seitens der BauernInnenvereinigungen, Basisgruppen, NGOs, etc. greifen die staatlichen Behörden ein aber ohne den erkennbaren Willen, etwas ändern zu wollen.

Präsident Lula hat es verpasst, die vor den Wahlen versprochene Landreform durchzuführen. Dies ist wohl sein größtes Versagen. Seine Nachfolgerin machte es nicht besser.

Lesen Sie den Arbeitsbericht zu Fundo de Pasto.  

Zum Bild: Land ist die Grundvoraussetzung für die Konviventia. Was nützt einem die beste Zisterne am Haus, wenn man kein Land hat!