Auf dieser Seite
werden exemplarisch einige aktuelle Projekte des IRPAA vorgestellt.
- P1+2 - Die
Fortsetzung des "Programms 1 Million Zisternen für Trinkwasser"
- Projekt Gente de
Valor (Menschen einen Wert geben)
- Programm der
landesstaatlichen Regierung Bahias "Der produktive Sertão"
P1+2 - Die
Fortsetzung des "Programms 1 Million Zisternen für Trinkwasser"
"P1+2 - Programm 1
Stück Land und 2 Arten Wasser" P1+2 ist als landwirtschaftliches
Entwicklungsprogramm gedacht. Das Ziel von P1+2 ist es, die
"Konviventia" der Kleinbauernfamilien mit dem semiariden Klima durch
einen Prozess der Bildung und sozialen Mobilisierung zu fördern: Der
Zugang zu und die nachhaltige Nutzung von ausreichend Land und
Wasser zum Trinken und für die tierische und pflanzliche
Nahrungsmittelproduktion garantiert die Selbstversorgung und
Einkommen.
"1" heißt Kampf um
genügend Land Im semiariden Brasilien gibt es zirka 2 Millionen
ländliche Familienanwesen, das sind 42 % der Kleinbauerfamilien
Brasiliens, die allerdings nur 4,2 % der landwirtschaftlichen
Nutzfläche besitzen. Die überwiegende Mehrheit der Anwesen ist
weniger als 10 Hektar groß, was für eine nachhaltige Landwirtschaft
im semiariden Gebiet nicht ausreicht. Deshalb gibt es keine
Entwicklung Nordostbrasiliens ohne eine an die sozialen und
ökologischen Bedingungen des semiariden Gebietes angepasster
Landreform. Aber das ist nicht genug: Wer ein Stück Land hat, muss
es den Anforderungen des semiariden Klimas gemäß mit dem
unregelmäßigen Niederschlag, der hohen Verdunstungsrate und den
flachgründigen Böden bearbeiten. Es muss möglichst die Brandrodung
vermieden werden, das Regenwasser muss zur besseren Ausnutzung in
horizontal zum Gefälle angelegten Furchen aufgefangen werden, und
die Saatfelder und das Erdreich müssen durch Bedecken mit Mulch vor
dem Austrocknen durch Verdunstung und Ablaufen geschützt werden.
Naturdünger (Ziegen- oder Schafsmist) bindet das Wasser für viel
längere Zeit im Boden. Aber es gibt schon erfolgreicher Erfahrungen,
wie die nachhaltige Nutzung der Caatinga, die Schaf- und
Ziegenhaltung, angepasste Trockenfeldlandwirtschaft und
Obstverarbeitung. Es muss noch viel getan werden in der Verwertung
der Produkte nach der Ernte, der Vermarktung, in der politischen
Durchführung, damit die Zukunft der Landbevölkerung gesichert ist.
Ein genügend großes Stück Land, richtig bearbeitet und mit Wasser,
das bedeutet die 1 von P1+2.
"2" heißt zwei Arten
von Wasser Auf der 9º Internationalen Konferenz über
Regenwassernutzung im Petrolina, Pernambuco, 1999 haben Experten auf
aller Welt betont, dass die Regenwassernutzung gleichwertig wie die
anderen Wasserquellen, nämlich Oberflächen-, Boden- und Grundwasser
behandelt werden muss, um die produktiven und sozialen Anforderungen
der Wasserversorgung in semiariden Gebieten zu sichern. Die "2"
bedeutet zwei Arten von Wasser: Wasser zum Trinken und Wasser für
die Landwirtschaft (Tierhaltung und Feldbau). Im P1MC -Programm 1
Million Zisternen wird bereits das Trinkwasser für die Familien
gesichert. Eine Zisterne von 16 000 Litern garantiert 14 Liter
Wasser pro Person für eine fünfköpfige Familie während der
achtmonatigen Trockenzeit. Es bleibt also noch, Wasser für die Tiere
und den Feldbau zu garantieren. Das chinesische Vorbild Die Idee von
P1+2 geht auf ein sehr erfolgreiches Programm in China zurück. Das
semiaride Klima im Norden Chinas, speziell in der Gansu Provinz hat
Unregelmäßigen Niederschlag, eine große Verdunstung und
arsenhaltiges (ungenießbares) Grundwasser. Die einzige sichere
Wasserquelle ist das Auffangen und Nützen des Regenwassers. In den
letzten Jahren hat die chinesische Regierung das Programm 1-2-1 in
die Tat umgesetzt: "Durch die Nutzung des Regenwassers garantieren
wir Wasser für Menschen und Tiere, entwickeln wir die Landwirtschaft
und schützen wir die Umwelt". Mit diesem Programm fördert die
Regierung für jede Bauernfamilie, eine Regenwasserauffangfläche
(1), zwei Zisternen (2) und ein kleines Feld (1) für verkäufliche
Landwirtschaftsprodukte anzulegen. Bis Ende 2003 wurden 2,5
Millionen Zisternen gebaut, 1,1 Millionen Familie erhielten
Trinkwasser und 305 000 ha Land können in der Trockenzeit
zusatzbewässert werden.
Die Inspiration von
den KleinbauerInnen Neben der oben erwähnten wassersparenden
Sorgfalt bei der Bodenbearbeitung gibt es aber auch im semiariden
Brasilien eine Menge Erfahrungen von Wasservorsorge für Tierhaltung
und Landwirtschaft von KleinbauerInnen, die in einer Erhebung vor
der eigentlichen Durchführung des Programms ermittelt und verbessert
werden sollen. Wir wollen nur einige davon nennen: Zisternen liefern
Notbewässerung eines kleinen Gemüsegartens, für Baumsetzlinge, die
Hühner oder die Bienen.
Flachbrunnen (Cacimba) liefern Wasser für
Menschen Tiere und kleines Feld. Felszisternen (Caxio und Caldeirão)
in den Fels geschlagen, garantieren Wasser für Schafe und Ziegen und
Zusatzbewässerung von Gemüse. Unterflurbodenstaudämme nützen und
sammeln unterirdisch in der 1 - 2 m dicken Bodenschicht über dem
Granit das Wasser, das bei den kurzen und starken Regenfällen
abfließt. Das im Boden gesammelte Wasser macht es möglich, jede Art
von Obst, Gemüse oder einjährige Kulturen zu pflanzen. Außerdem kann
oft noch ein Flachbrunnen gegraben werden. Kleine Staudämme, an
deren Rändern gepflanzt werden kann oder unterhalb denen mit
Zusatzbewässerung eine Pflanzung die Trockenheit überstehen kann.
Mandala ist eine Technik der Permakultur, die man an das semiaride
Klima anzupassen versucht. Das Wasser wird meist von einem Brunnen
geliefert. Sammeln des Regenwassers in Zisternen und Teichen, das
von Straßen abfließt.
Demonstrationsprojekt
In der Demonstrationsprojekt wird P1+2 einen Austausch zwischen den
bereits bestehenden Erfahrungen einer produktiven und nachhaltigen
Land- und Wassernutzung suchen. Dabei wird ein Teil der 48
Mikroregionen, nach denen ASA das semiaride Brasilien einteilt,
erreicht. Das Resultat (Erhebung, Systematisierung,
Erfahrungsaustausch und Aussuchen der realisierbaren Erfahrungen)
bilden die Voraussetzung für die Ausarbeitung und Durchführung von
P1+2 in einem größeren Programm, das das ganze semiaride Brasilien
umfassen soll. Es lässt sich auch das Volanta- Pumpenprojekt gut mit
P1+2 verbinden. Die Durchführung des Projekts wird ASA übernehmen,
in Bahia vertreten durch ABCMAC (Brasilianische
Regenwassernutzungsvereinigung). Die Finanzierung des
Demonstrationsprojekts wird von Petrobras und der Brasilbankstiftung
gewährleistet. Die Diözese Ruy Barbosa wird vorerst 5 Zisternen zur
Zusatzbewässerung von kleinen Gemüsegärten in der Ortschaft Laginha
in der Gemeinde Várzea do Poço bauen. Die Familien dort haben
bereits Gemüsebau für de Eigenbedarf, seiden aber unter großem
Wassermangel. Wie im Zisternenbau für Trinkwasserversorgung will die
Diözese auch in diesem neuen Projekt beispielgebend vorangehen.
Hans Gnadlinger, IRPAA
Projekt
Gente
de Valor (Menschen einen Wert geben)
Das Bundesland Bahia
will mit dem Projekt "Gente de Valor" die bestehenden Ungleichheiten
in allen Bereichen, (z.B. Aneignung von Kenntnissen, Qualifizierung
der ländlichen Familien, landwirtschaftliche Produktion, Erziehung,
Gender, Gesundheit, Bewusstseinsarbeit im Blick auf Umweltschutz und
Natur, Infrastruktur, Einkommenssicherung), zwischen den
verschiedenen Regionen vermindern. Es wird in mehreren Bereichen
gearbeitet, wobei die menschliche und soziale Entwicklung garantiert
werden soll, sowie die Steigung der Produktivität der ländlichen
Gemeinden.
Gente de Valor wird
mit der effektiven Beteiligung der Kleinbauernfamilien über die
BauernInnenvereinigungen und Basisgruppen aufgebaut (von der Planung
bis hin zur nachfolgenden Durchführung). Das Hauptaugenmerk liegt
vor allem in der Mitwirkung der Frauen und Jugendlichen.
Das Projekt erfolgt
ständiger Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen
Landesministerien Bahias, die mit ihren jeweiligen Kompetenzen dazu
beitragen werden, die Realität des semi-ariden Bahias zu verändern.
Das Ziel ist es
einerseits, in denjenigen Landgemeinden zu arbeiten, die den
niedrigsten IDH-Lebensstandardindex aufzeigen und andererseits
bisher noch nicht über andere Projekte begünstigt wurden. Das
Projekt wird in 280 Landgemeinden von 34 Landkreisen Bahias
ausgeführt (8 Landkreise im Südosten und 26 Landkreise im Nordosten
Bahias).
Verschiedene
Nichtregierungsorganisationen wurden zur Mitarbeit für die erste
Phase des Projektes (4 Monaten Dauer) eingeladen. Dabei geht es um
die Erstellung der partizipativen Diagnostik und eines
Entwicklungsplanes für die jeweiligen Landgemeinden.
IRPAA wurde mit
diesen Aufgaben in 32 Landgemeinden beauftragt.
MitarbeiternInnen des
IRPAA werden in den folgenden 4 Monaten, immer im Zweiergespann,
jeweils sechs Mal die Familien, aufsuchen, um zusammen mit ihnen
diese partizipative Erhebung durchzuführen und dann auf Grund der
Ergebnisse die Entwicklungspläne ausarbeiten. Das Team besteht aus
Angelo Neri und Maria Oberhofer vom IRPAA, Barbara, einer ehemaligen
Schülerin der Landwirtschaftsschule, Ana Célia, war im CUC-Projekt
aktiv, Silver Jones, früher Mitarbeiter bei SASOP und Aldenisse aus
der katholischen Jugendpastoral von Juazeiro.
Die Arbeit wird
begleitet von MitarbeiterInnen der Entwicklungsgesellschaft und
Regionalen Aktion (CAR) und dem Landesministerium für Entwicklung
und Regionalen Aktion (SEDIR), beide vom Bundesland Bahia.
Es besteht die
Möglichkeit, dass bei der nachfolgenden Ausführung des Projektes
wieder die Nichtregierungsorganisationen der verschiedenen Regionen
zur Mitarbeit eingeladen werden. Das Projekt wird zu gleichen Teilen
von "International Fund for Agricultural Development (IFAD) und dem
Bundesland Bahia finanziert.
Programm der
landesstaatlichen Regierung Bahias "Der produktive Sertão"
Das Bundesland Bahia
will das bisherige Rural Extension Programm, das eigentlich mehr dem
Stimmenfang diente und an das semi-aride Klima überhaupt nicht
angepasst war, vollkommen neu gestalten. Als erste Maßnahme wurden
Nichtregierungsorganisationen eingeladen in ihren Stammgebieten die
Begleitung und Assessorie der Kleinbauernfamilien zu übernehmen.
Irpaa wird dabei in 12 Landkreisen (Sento Sé, Sobradinho, Juazeiro,
Curacá, Uauá, Canudos, Abraré, Chorrochó, Macururé, Rodelas, Paulo
Afonso und Gloria) im Norden Bahias diese Arbeit übernehmen und
8.300 ländliche Familien direkt begleiten.
Das Ziel ist es die
wirtschaftliche, ökologische, politische und soziale Entwicklung der
Familienlandwirtschaft im semi-ariden Landesstaat Bahias zu fördern.
Dies soll über eine technische Assistenz nach Grundlagen der
Agro-ökologie und Konviventia mit dem Semi-ariden Klima erfolgen,
die als Hauptaugenmerk die Entwicklung der Menschen und ländlichen
Familien hat.
Woran soll gearbeitet
werden:
Anwendung von Wirtschaftsweisen, die der klimatischen Realität angepasst und produktiv sind.
Stärkung des organisatorischen, technischen und institutionelle Bereichs der Basisgruppen, die die Bauernfamilien vertreten.
Arbeit zur rechtlichen Sicherung der Landflächen, vor allem der Gemeinschafsweideflächen (Fundo de Pasto), im Hinblick auf die Besonderheiten des semi-ariden Klimas, z.B. was Landgröße und mögliche landwirtschaftliche Tätigkeiten betrifft.
Arbeit, die zu einer Verbesserung und Diversifizierung des Einkommens der ländlichen Familien beiträgt, z. B. durch die Verarbeitung und Vermarktung von Früchten und anderen Produkten aus der Caatinga.
Verbreitung von
Kenntnissen der angepassten landwirtschaftlichen Produktion im
Ökosystems Caatinga, auf Gemeindeebene und im Schulunterricht.