Dieser Bericht ist
lesenswert. Es muss selbstverständlich noch viel geforscht werden,
wie es im letzten Abschnitt geschrieben ist. Es müssen vor allem
auch die Essgewohnheiten der Weltbevölkerung in den Blick genommen
werden. Das Problem wird bestimmt nicht gelöst, wenn weiter auf das
Veredeln (Viehfutter für die Mast etc.) von Lebensmitteln gesetzt
wird.
Wasser
sammeln und sparsamer nutzen steigert landwirtschaftliche Erträge
Patrick Eickemeier
Besseres
Wassermanagement auf Ackerflächen könnte die globale
landwirtschaftliche Produktion um etwa ein Fünftel steigern. Darauf
deuten die Ergebnisse einer Modellstudie von deutschen und
schwedischen Forschern. Doch selbst intensives Wassermanagement auf
bestehenden Anbauflächen wird nicht ausreichen, um die Versorgung
der wachsenden Weltbevölkerung bei fortschreitendem Klimawandel zu
sichern, berichten die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des
Magazins "Environmental Research Letters".
"Die Wassernutzung in
der Landwirtschaft ist ein Schlüsselproblem für das 21. Jahrhundert:
denn ohne Verbesserungen werden weder die Folgen des Klimawandels
bewältigt noch der Nahrungsmittelbedarf weiterer zwei oder drei
Milliarden Menschen gedeckt werden können", sagt Wolfgang Lucht vom
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). "Wir haben in
dieser Studie daher erforscht, ob es realistische Möglichkeiten
gibt, die entstehende Versorgungslücke beim Wasser in der
Landwirtschaft in vielen Weltregionen wenigstens teilweise zu
schließen. Das Ergebnis ist durchaus ermutigend", fügt Lucht hinzu.
Landwirtschaftlich
genutzte Flächen nehmen heute etwa 15 Millionen Quadratkilometer
ein, rund ein Zehntel der Landoberfläche der Erde. Eine frühere
Studie der Forscher zeigte, dass diese Fläche bei einem
Bevölkerungswachstum auf zehn Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050
um etwa zehn Millionen Quadratkilometer erweitert werden müsste,
wenn die Produktivität nicht durch Wassermanagement oder andere
Maßnahmen gesteigert wird. Anstelle von heute 8800 würden dann
jährlich etwa 13300 Kubikkilometer Wasser zur künstlichen und
natürlichen Bewässerung benötigt. "In vielen Regionen der Welt ist
Wasser jedoch schon jetzt knapp", sagt Dieter Gerten, Hydrologe am
PIK, und weiter: "Wir müssen neue Wege finden, das vorhandene Wasser
besser zu nutzen."
Minimierung
des Wasserverbrauchs
Die Forscher um
Gerten haben nun untersucht, wie sehr der zusätzliche Bedarf an Land
und Wasser durch Wassermanagement auf der heutigen Anbaufläche
minimiert werden kann. Die Studie basiert auf Simulationen mit einem
Computermodell für Vegetation und Wasser und beziffert mögliche
Ertragssteigerungen mithilfe zweier Wassermanagement-Methoden:
Regenwasser zu sammeln, um es in Trockenzeiten zu nutzen, und die
Bodenverdunstung zu mindern.
In der Praxis kann
die unproduktive Wasserverdunstung aus dem Boden durch Mulchen und
angepasste Bodenbearbeitungstechniken umgewandelt werden in
produktive pflanzliche Transpiration, die Zuwachs an Biomasse
ermöglicht. Feldstudien zeigen, dass Wasserverluste auf diese Weise
halbiert werden können. Die Forscher schätzen, dass die globalen
Erträge um 2 bis 25 Prozent gesteigert werden könnten, abhängig von
der Intensität der Maßnahmen. Die größten Steigerungsmöglichkeiten
von mehr als 20 Prozent bei moderatem Wassermanagement bestehen in
semiariden, überwiegend trockenen Regionen wie dem mittleren Westen
der USA, dem Sahel, dem südlichen Afrika und Zentralasien.
Regenwasser kann
gleichsam "geerntet" werden, indem abfließendes Wasser gesammelt und
in Senken oder mithilfe von kleinen Deichen oder unterirdischen
Dämmen gespeichert wird. Um Dürreverluste zu vermindern, kann dieses
Wasser in Trockenzeiten zur Bewässerung genutzt werden. Die
Simulationen der vorliegenden Studie zeigen, dass dadurch global
Ertragssteigerungen von 4 bis 31 Prozent möglich sind, abhängig von
der Intensität der Maßnahmen. Bei moderatem Wassermanagement nach
dieser Methode könnten die Erträge besonders effektiv in Regionen in
Südamerika und Afrika um mehr als 20 Prozent gesteigert werden.
Ertragssteigerungen sind möglich
Die Kombination
beider Wassermanagement-Methoden ergibt in der Modellierung
Ertragssteigerungen von 7 bis 53 Prozent. Die größten
Ertragssteigerungen sind dort erreichbar, wo aufgrund von
Wasserknappheit derzeit nur ein Zehntel der mit unbegrenzter
Bewässerung theoretisch möglichen Ernten eingefahren wird, wie in
großen Teilen Afrikas. Global ergibt das praxisnahe moderate
Wassermanagement-Szenario mögliche Ertragssteigerungen von 19
Prozent. Sie liegen damit in der Größenordnung des derzeitigen
Zugewinns durch Bewässerung von 17 Prozent.
"Allerdings könnten
negative Auswirkungen des Klimawandels die Ernteerträge bis 2050 um
rund ein Zehntel mindern", sagt Stefanie Rost vom PIK. Selbst wenn
der Düngeeffekt der erhöhten Kohlendioxidkonzentration in der Luft
voll durchschlagen und moderates Wassermanagement betrieben würde,
reichte das auf heutiger Anbaufläche verfügbare Wasser nicht für die
Nahrungsversorgung einer Weltbevölkerung von neun bis zehn
Milliarden Menschen aus.
"Diese Erkenntnis
wirft wichtige Fragen auf, wie die Land- und Wassernutzung zukünftig
zwischen künstlich und natürlich bewässerter Landwirtschaft,
Ökosystemen und Bioenergie-Anbauflächen verteilt werden soll",
schreiben die Autoren. Sie schlagen vor, Möglichkeiten effizienterer
Bewässerung, der Ausdehnung bewässerter Landwirtschaft, der
Pflanzenzüchtung und Grünen Gentechnik und eines effektiveren
Handels mit landwirtschaftlichen Produkten zwischen wasserreichen
und wasserarmen Regionen weiter zu erforschen.
Dieser Artikel
ist erschienen im "fbr-Wasserspiegel" Nr.: 2/10